In den letzten drei Wochen haben wir uns auf der philosophischen Yogareise mit den »yama«, den Handlungsanweisungen für ein besseres Miteinander befasst. Dabei ging es bisher um Gewaltfreihheit, Wahrhaftigkeit und Nicht-Stehlen.
Der heutige vorletzte »yama« handelt von »brahmacarya« bzw. dem reinen Lebenswandel.
Im Yoga Sutra II.38 heißt es:
ब्रह्मचर्यप्रतिष्ठायां वीर्यलाभः ॥३८॥
brahmacarya-pratiṣṭhāyāṁ vīrya-lābhaḥ ॥38॥
Übersetzung:
Wenn man im reinen Lebenswandel fest gegründet ist, erlangt man große Kraft.
(Deshpande et al., 2010, S. 120).
Dieses Sutra wird oft und fälschlicherweise mit »Keuschheit« oder »Enthaltsamkeit« übersetzt. Daraus entsteht der Irrglauben, dass wenn man ein(e) „richtige(r)“ Yogin(ni) sein möchte, auf Sexualität verzichten muss.
Das ist Falsch!
Im Kern geht es darum, sich in Mäßigung zu üben.
Jegliches zu viel belastet den Körper, raubt ihm Energie, macht den Geist träge oder gar dumpf.
Ob es sich dabei um ein exzessives Sexualleben, Völlerei oder der Genuss von Rauschmitteln handelt, spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Für den Weg des Yoga ist es hinderlich, weil kraftraubend und wird daher nicht empfohlen.
Wenn du schon einmal mit vollem Bauch Yoga praktiziert hast, dann weißt Du, dass es sich nicht gut anfühlt, Du weniger Energie für die Übungen hattest und wahrscheinlich eher müde wurdest als wach und klar.
Im Yoga wird versucht über den „Weg der Mitte“ ein ausgewogenes Leben zu führen.
Ein zweiter sehr wichtiger Aspekt, der bei diesem Sutra eine Rolle spielt, ist das Verlangen. In dem Moment, in dem ich mich „von Etwas im Außen“ abhängig mache, sei es von Menschen, Alkohol, Drogen, Nahrung, Unterhaltung, Shoppen, Social Media etc., nähre ich das Verlangen und entferne mich von mir selbst.
In diesem Sinne:
Es ist gut alles zu können, aber nichts zu brauchen!
Ich wünsche dir eine maßvolle Woche.
Herzlichst
Jana & Team
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