Einführung in den Yogaweg Patanjalis.
Mein tiefer Wunsch ist es den Yoga verständlich in all seinen Facetten zu vermitteln – und dies nicht nur in Ausbildungen, Workshops oder Retreats. In Gesprächen wird mir immer wieder klar, wie wenig von der Fülle und Tiefe des Yoga bekannt ist.
Was ist der Yoga noch?
Die nächsten Wochen sollen der Yogaphilosophie und dem wohl bekanntesten Werk des klassischen Yoga gewidmet sein – dem Yoga Sutra des Patañjali (YS). Ich möchte über die erste von acht Stufen des Yogaweges sprechen und Dich mit der Ethik des Yoga vertraut machen. Wenngleich diese Ebene den meisten Menschen, die zum Yoga kommen gar nicht bekannt ist, stellt sie die Basis des gesamten Yogawegs dar.
Umso wichtiger ist es, sich damit auseinanderzusetzen!
Die Reise beginnt mit den »yamas«, den Handlungsempfehlungen für zwischenmenschliches Verhalten (YS II.30). Insgesamt werden fünf benannt. Heute geht es um »ahiṁsā« oder auch die Gewaltfreiheit (YS II.35).
Dort heißt es:
अहिंसाप्रतिष्ठायां तत्संनिधौ वैरत्यागः ॥३५॥
ahiṁsā-pratiṣṭhāyāṁ tat-saṁnidhau vaira-tyāgaḥ ॥35॥
Übersetzung:
Wenn man in der Gewaltlosigkeit fest gegründet ist, (schafft man eine Atmosphäre des Friedens, und) alle, die in die Nähe kommen, geben die Feindschaft auf (Deshpande et al., 2010, S. 120).
Was assoziierst Du persönlich mit dem Begriff »Gewalt« und »Gewaltfreiheit«?
Viele Menschen mit denen ich über dieses Thema spreche, verstehen unter Gewalt die physische. Manchen denken zudem an die Verletzung durch Worte. Ein sehr kleiner Teil erkennt, dass sich Gewalt bereits als Gedanke formt und dies die Vorstufe der andere beiden ist.
Der Yoga unterscheidet jedoch nicht zwischen diesen drei Formen – für ihn ist alles Gewalt und von dieser soll sich der Yogi befreien!
Ein Mensch, der ernsthaft Yoga praktiziert möchte daher frei davon werden, über andere zu urteilen, sie zu bewerten, gedanklich oder verbal zu verletzen. Noch weniger besteht für diesen Menschen die Notwendigkeit physische Gewalt anzuwenden.
Ein Mensch, der nach dem Prinzip von »ahiṁsā« lebt, achtet auf Natur und Umwelt und versucht so wenig wie möglich Spuren zu hinterlassen. Ein yogischer Mensch achtet Tiere (ob groß oder klein). Er bedient sich ihrer nicht, quält sie nicht und nutzt sie nicht aus, er lebt friedlich mit ihnen.
Dies bedarf zunächst einer persönlichen Einstellung:
Ich höre auf mich zu verurteilen, zu bewerten, zu kritisieren und oder zu verletzen.
Ich lerne einen liebevollen und echten Umgang mit mir, um liebevoll und echt anderen Menschen, Tieren, Pflanzen usw. begegnen zu können.
Ich begegne allen Menschen wertschätzend und respektvoll unabhängig ihres Standes, ihres Einkommens oder ihrer Herkunft.
Ich achte auf die Natur und lebe mit ihr anstatt gegen sie.
Ich respektiere und wertschätze ALLE Tiere.
Dies bedeutet Gewaltfreiheit in Gedanken, Worten und Taten – »ahiṁsā«.
Lebe ich mit dieser Einstellung, wird sich die Feinseligkeit um mich herum auflösen!
Viel Freude beim Ausprobieren und auf deinem persönlichen Yogaweg.
Herzlichst
Jana & Team
Wie geht es weiter auf dem Yogaweg? Hier findest du die neuesten Beiträge.