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Die Asana-Praxis ist wohl der Bereich, den die meisten Menschen mit dem Yoga in Verbindung bringen und auch warum sie Yoga praktizieren. Sie stellt die dritte Stufe des Yogaweges dar. Die Inhalte zu den ersten beiden Stufen kannst du hier noch ein mal nachlesen.

ENSTEHUNG

Es geht um die Körperhaltung oder auch āsana‹ genannt. Um zu verstehen, was ursprünglich mit āsana‹ gemeint war, müssen wir uns das Sutra II.46 anschauen. 

Im Yoga Sūtra II.46 heißt es:
स्थिरसुखमासनम् ॥४६॥
sthira-sukham āsanam ॥46॥

Übersetzung:
Die Sitzhaltung sollte fest und angenehm sein. (Deshpande et al., 2010, S. 121).

Zur Zeit, als das Patanjali Yoga Sutra entstanden ist (ca. 200 v. Chr. bis 200 n. Chr.), spielten die vielen Körperübungen, die wir heute im Yogaunterricht finden überhaupt keine Rolle. 

Vielmehr ging es darum, einen geeigneten Sitz für die Meditation zu finden, in dem man das Unendliche betrachten kann (YS. II.47) und gegenüber den Gegensatzpaaren (wie z. B. Hitze oder Kälte) unempfindlich wird (Y.S. II.48). Um dies zu erreichen musste der Sitz fest und angenehm sein (Y.S. II.46). (Deshpande et al., 2010, S. 121/122).

 

Möglicherweise taucht an dieser Stelle die Frage auf, welchen Yoga wir dann heute praktizieren, wenn dieser vordergründig aus Körperhaltungen besteht, die es damals noch gar nicht gab?

In der Tat entstammen die Übungen nicht dem klassisch-philosophischen Yoga, sondern fanden erst mit dem Tantrismus und dem sich daraus entstehenden Hatha Yoga Einzug. Belegbare Rückverfolgungen in den Schriften zeigen erste Aufzeichnungen von Körperübungen ab dem 12/13. Jhd. 

Zu dieser Zeit wurden lediglich zehn benannt. Den “Boom” an āsanas‹ gab es dann im 18. Jhd. mit schon 96 Haltungen, die benannt und beschrieben wurden. Erst mit dem 20. Jhd. entwickelte sich der Yoga in seiner Vielfalt von Stilen und Körperhaltungen (Mallinson, James und Singleton, 2017).

Aus diesem Grund können wir nicht sagen, dass wir einen jahrtausendealten Yoga praktizieren, wenn wir uns lediglich auf die Körperübungen konzentrieren und die Yogaphilosophie nicht mit einbeziehen.

Yogaübungen im Sinne des Y.S. II.46 gibt es also eigentlich nicht, da es lediglich um den Sitz für die Meditation ging.

WIE KÖNNEN WIR DEN KLASSISCH-PHILOSOPHISCHEN YOGA FÜR UNSERE HEUTIGE ZEIT UND PRAXIS ABWANDELN?

Die Körperübungen sollten geprägt sein, von einer Festigkeit und Leichtigkeit, damit Meditation und damit das Unendliche erfahrbar wird. Für Deine eigene Praxis bedeutet dies, dass Du auf Ausgewogenheit achtest. 

Spielt der Körper für Dich im Yoga die Hauptrolle fehlen zwei wesentliche Aspekte: der Atem und der Geist.  Festigkeit und Leichtigkeit in der Yogapraxis entstehen aus einem Zusammenspiel von Körper, Geist und Atem. 

Der Körper ist auf der dritten Stufe von acht möglichen benannt. Es wird seinen Grund haben, warum der Yoga nicht mit dem Körper endet 😉

Herzlichst
Jana & Team

Du möchtest mehr erfahren? Weitere unserer Beiträge zu den Yamas und Niyamas findest du hier.

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