Ich freue mich sehr, Dir heute das Prinzip der Disziplin (tapas) auf dem achtfachen Yogapfad vorstellen zu dürfen!
Im Yoga Sūtra II.43 heißt es:
कायेन्द्रियसिद्धिरशुद्धिक्षयात्तपसः ॥४३॥
kāyendriya-siddhir aśuddhi-kṣayāt tapasaḥ ॥43॥
Übersetzung:
Die Askese führt zur Beherrschung von Körper und Sinnen, weil die Unreinheiten beseitigt werden. (Deshpande et al., 2010, S. 121).
UM DEN WEG DES YOGA ZU GEHEN, IST DISZIPLIN UNERLÄSSLICH!
In den Ausbildungsgruppen oder auch wöchentlichen Yogaklassen höre ich oft, dass die Zeit und Motivation fehlen, um zuhause Yoga zu praktizieren, da der Alltag zu voll, die Ablenkungen zu groß, die Jahreszeit nicht passt, das Üben allein zuhause kein Spaß macht oder die Konzentration zu schwach ist usw.
In Bezug auf den Ashtanga Yoga höre ich sehr oft, dass es langweilig wäre, immer dasselbe zu machen! Ausreden, um nicht zu Praktizieren gibt es offensichtlich jede Menge. Lasst uns daher ›tapas‹, die Disziplin genauer betrachten und sehen, welche Vorteile sie haben kann.
Yogische Disziplin schafft:
– Selbstwirksamkeit
– inneren Frieden
– Gleichmut
– Harmonie
– Stabilität
– Toleranz
– Geduld
– Ruhe
DISZIPLIN KANN SCHNELL MIT ›MÜSSEN‹ UND ›SOLLEN‹ VERWECHSELT WERDEN.
Wenn ich Yoga praktizieren soll / muss, macht es mir keinen Spaß! Der menschliche Geist strebt ständig nach Freiheit. Er will sich nicht einengen, sich nichts vorgeben lassen, will immer frei und autark sein und immer das machen, was ihm Spaß macht.
Wenn wir uns die Schnelllebigkeit, Oberflächlichkeit und die Überangebote heutzutage anschauen und dazu die aktuelle Krankenstatik, sehen wir wohin das führen kann!
Bei ›tapas‹, der Disziplin im Yoga geht es NICHT ums Müssen, sondern um eine Einstellungsänderung, die mich ins Wollen bringt.
Ich entscheide mich für den Yoga und damit für MICH, weil ich weiß, dass es mir dadurch besser geht, ich ausgeglichener bin, mich harmonischer fühle, ich ein besseres Gefühl zu meinen Wünschen und Bedürfnissen bekomme und sie besser formulieren kann. Ich weiß, dass durch meine Praxis der Körper durchlässiger und gesünder wird, ich auf Stress, andere Menschen und meine Lieben weniger angespannt reagiere.
… und ja,
Disziplin bringt es mit sich, dass ich auf das ein oder andere zugunsten meiner Praxis verzichte (Askese). Ich stelle mir den Wecker morgens etwas eher, schlafe weniger oder gehe eher ins Bett. Ich verzichte abends auf das Fernsehprogramm und / oder das Naschen und gehe stattdessen auf die Matte. Nicht jeder Tag ist gleich, manchmal braucht es nur ein paar Sonnengrüße, Atemübungen, Meditation…
Aber ich gehe auf die Matte!
Im Ashtanga Yoga praktizieren wir sechs Mal die Woche, ein Trag ist frei. Wir praktizieren jeden Tag dasselbe. Immer und immer wieder, bis der Körper und der Geist leicht im Üben werden.
KLINGT LANGWEILIG?
Ich kann mich an KEINEN einzigen Tag erinnern, wo ich so gefühlt habe.
Sich mit Dingen, dem eigenen Körper, dem Geist mit seinen Vorlieben und Widerständen, Möglichkeiten und Begrenzungen in der Tiefe auseinanderzusetzen, dieses zu erforschen, zu verstehen, zu integrieren, braucht Übung, Wiederholung und Leidenschaft.
Es auszuhalten, nicht den unsteten Verlockungen des Geistes zu folgen, Dinge abzubrechen oder gar ganz aufzugeben, wenn es langweilig oder problematisch wird, schafft Selbstwirksamkeit, Stabilität und Ruhe.
AUS INNERER STABILITÄT UND RUHE FOLGEN INNERER FRIEDEN UND HARMONIE!
Zu Üben, auch wenn ich keine Lust habe, müde bin, viel beschäftigt, lehrt meinen Körper und meinen Geist für etwas einzustehen und NICHT den kurzfristigen Freuden, Versuchungen und Verlockungen zu erliegen.
All dies benötigt das Feuer der Leidenschaft – für diese EINE Sache!
Ich praktiziere, um ein besserer Mensch zu werden und das ist mir wert TÄGLICH zu Üben.
… und Du?
Ich wünsche Dir viel Freude mit der Disziplin in dieser Woche.
Herzlichst
Jana & Team
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