Der heutige letzte »yama« handelt von »aparigraha« bzw. dem »Nicht-Besitzergreifen«, nachdem wir uns die letzten vier Wochen haben »Gewaltfreiheit«, »Wahrhaftigkeit«, »Nicht-Stehlen« und den »Reinen Lebenswandel« angeschaut haben. Ich hoffe, Du hattest Freude, diese Aspekte zu reflektieren und im Alltag umzusetzen 🙂
Was also genau meint »Nicht-Besitzergreifen«?
Im Yoga Sutra II.39 heißt es:
अपरिग्रहस्थैर्ये जन्मकथंतासंबोधः ॥३९॥
aparigraha-sthairye janma-kathaṁtā-saṁbodhaḥ ॥39॥
Übersetzung:
Wenn man im Nicht-Besitzergreifen fest gegründet ist, erkennt man das Wesen des Lebens. (Deshpande et al., 2010, S. 121).
Beim Lesen der Übersetzung stößt man auf zwei Aspekte, die es zu klären gilt: »Nicht-Besitzergreifen« und »Wesen des Lebens«. In verschiedener Literatur wird »aparigraha« mit “Nicht-Horten” übersetzt, was jedoch nicht ausreichend ist.
Wenn es beim »Nicht-Stehlen« hauptsächlich darum ging, keinen Vorteil auf Kosten anderer zu haben, so liegt die Bedeutung beim »Nicht-Besitzergreifen« eher darin zu geben als zu nehmen.
GEBEN SETZT EIN GEWISSES MASS AN HABEN VORAUS!
Dafür musst Du nicht unbedingt reich sein.
Du kannst Liebe, Zeit, Gemeinschaft verschenken.
Du kannst Dich verschenken mit Deinen Gabenund Ressourcen.
Du kannst dort sein, wo andere Hilfe brauchen.
Im Yoga, wie auch im Christentum, Islam und Buddhismus gibt es das Prinzip, vom eigenen Besitz etwas abzugeben, um anderen zu helfen, die es dringend benötigen.
»Aparigraha« ist das Gegenteil von »Nicht-Stehlen« und kann mit Großzügigkeit und eigener Bescheidenheit beschrieben werden.
“Denn, wer gibt, der empfängt!”
Das ist der zwölfte Satz aus dem Friedensgebet des Heiligen Franziskus.
Hier schließt sich der Kreis:
Wenn ich erkenne, dass für mich immer gesorgt ist, ich immer geliebt werde und ich in jedem Augenblick des Lebens reich beschenke bin, kann ich diese Fülle jeden Tag meines Lebens mit den Menschen um mich herum teilen.
Das ist das Wesen des Lebens!
Ich wünsche Dir viel Freude mit der Großzügigkeit in dieser Woche.
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